Hallo zusammen!
In diesem Jahr kommt der Bericht nicht wie gewohnt von Horst und Kalla, sondern von mir – Inche. Im August dieses Jahres hatte ich die sich Gelegenheit, die Mongolei zu bereisen. Es ist bereits zehn Jahre her, dass ich zum letzten Mal in der Mongolei war. Umso mehr freute ich mich darauf, das Land in all seiner Vielfalt wiederzuentdecken. Meine Reise begleitete Munkh, die mir nicht nur die schönsten Winkel ihres Heimatlandes zeigte, sondern auch als meine Übersetzerin zur Seite stand.
Bereits bei meiner Ankunft am frühen Morgen um ca. 5:00 Uhr erlebten Munkh und ich eine herzliche Überraschung. Am Flughafen wurden wir von Otgon Bolt, Altan Such, Zulaa und Zovoo in Empfang genommen. Es war ein schönes Gefühl, zu wissen, dass sie extra den weiten Weg in die Hauptstadt auf sich genommen hatten, um uns zu begrüßen. Wir setzten uns in ein Café am Flughafen, um bei einer Tasse Kaffee Erinnerungen aufzufrischen und uns über den aktuellen Stand auszutauschen.
Altan Such übernahm gemeinsam mit Munkh die Übersetzung. Sein Englisch ist wirklich beeindruckend, besonders, da er mir erzählte, dass er sich die Sprache vollkommen selbst beigebracht hat. Durch tägliches Vokabeln lernen und seine Tätigkeit als Touristenführer im Sommer hat er seine Fähigkeiten stetig
verbessert. Außerdem berichtete er, dass er darüber nachdenkt, mit dem Deutschlernen zu beginnen. Momentan arbeitet er in einer Solarfirma, wo er seine Sprachkenntnisse ebenfalls sehr gut einsetzen kann.
Otgon Bolt war an diesem Tag der Fahrer und sammelte die anderen auf dem Weg zum Flughafen ein. Er erzählte, dass er viel arbeitet und sein Geld sparen möchte, sich aber extra Urlaub genommen hat, um bei Munkhs und meiner Begrüßung dabei zu sein und auch um den kommenden gemeinsamen Ausflug mitzuerleben. Für den Ausflug stellt er zudem sein Auto zur Verfügung, damit alle bequem mitkommen können.
Zulaa musste uns leider mitteilen, dass sie am Tag des Ausflugs nicht mit den anderen Jugendlichen teilnehmen kann, da sie mit ihrem Mann und Sohn zu den Schwiegereltern auf das Land fährt. Sie wohnt mit ihrer kleinen Familie in einer Wohnung in Ulaan Baatar. Es war herzerwärmend zu sehen, mit wie viel Freude sie von ihrem Sohn erzählte und wie gut es ihrer Familie geht. Sie erkundigte sich auch viel nach Horst und erwähnte, dass alle Jugendlichen sich wünschen, er könnte noch einmal in die Mongolei kommen. Sie fügte hinzu, dass die Jugendlichen die gemeinsamen Gruppen-Videoanrufen mit Horst richtig toll finden.
Auch Zovoo, die derzeit ihren Schulabschluss in den Fokus stellt, teilte ihre Pläne mit uns. Sie möchte sich auf ihre Zukunft konzentrieren und überlegt schon, was sie danach studieren könnte – möglicherweise Sozialwesen. Es war schön, ihre Motivation zu sehen.
Nach dieser herzlichen Begrüßung verabschiedeten wir uns – mit Vorfreude auf den geplanten Ausflugstag.
Einige Tage später war es schließlich so weit: Otgon Bolt und seine Zwillingsschwester Otgon Zezeg holten Munkh und mich in unserem Hotel in Ulaanbaatar ab. Beide leben und arbeiten in der Hauptstadt. Otgon Zezegs Tochter, Amin Saya, ist wirklich bezaubernd. Gemeinsam fuhren wir durch die Stadt, um die Wohnung zu besuchen, in der derzeit die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen leben. Dort trafen wir auch Gama, die mongolische Leiterin. Sie berichtete, dass sich alle vorbildlich benehmen. Selbst die Älteren, die inzwischen recht selbstständig sind, halten weiterhin die Regel ein, sich an- und abzumelden und Bescheid zu geben, wo sie sich wann aufhalten.
Anschließend machten wir uns mit allen auf den Weg in das Dorf Schar-Hooloi, wo die jungen Erwachsenen aufgewachsen sind. An das Grundstück dort erinnere ich mich auch noch gut. Als Kinder haben wir gemeinsam im Sandkasten, und später, als wir älter wurden, haben wir am dortigen Basketballkorb gespielt.
In Schar-Hooloi angekommen, wurden wir herzlich von „Oma und Opa“, den Hütern des Grundstücks, empfangen. Das Grundstück und das Haus, in dem die Jugendlichen aufgewachsen sind, haben für sie eine ganz besondere Bedeutung – es ist ihr Zuhause, ihre Kindheit. Oma und Opa werden auch häufiger von der Gruppe besucht. Es ist sehr familiär – das wurde in unseren Gesprächen immer wieder spürbar.
Während des Ausflugs war Sormandal eher zurückhaltend und hatte Schwierigkeiten, mich zu erkennen. Aufgrund seiner Behinderung und Erkrankung ist er auf intensive Unterstützung angewiesen, doch dank Gama kann er weiterhin in der Wohngemeinschaft wohnen, obwohl sein Bedarf sehr hoch ist. Als ich ihn fragte, wie es ihm geht, äußerte er Bedenken, was passieren würde, wenn er noch mehr Medikamente nehmen müsste. Dennoch telefonierte er während unseres Aufenthalts auf dem Grundstück in Schar-Hooloi per Videochat mit Horst und Kalla. Beide erkannte er sofort und schien sich sehr zu freuen, sie zu sehen.
Enkh Zezeg hat einen festen Freund, der das zweite Auto für den Ausflug zur Verfügung stellte und uns chauffierte. Sie plant, bald bei Gama auszuziehen, um in eine eigene Wohnung zu ziehen und damit einen wichtigen Schritt in Richtung Unabhängigkeit zu gehen. Bajr Shargal arbeitet gemeinsam mit Enkh Zezeg in einem Camping-Resort.
Ein weiteres besonderes Highlight des Tages war unser Besuch bei „Nomadic Spirit“. Dort trafen wir Duya, die uns das Gelände zeigte und uns von ihrer Arbeit erzählte. Während unseres Rundgangs hatten wir das Glück, einen wunderschönen Regenbogen zu beobachten, der sich über den Himmel spannte und einen Gedenkstein in ein zauberhaftes Licht tauchte. Kurz darauf erlebten wir einen atemberaubenden Sonnenuntergang, der den Himmel in orangefarbene Töne verwandelte. Dieser magische Moment blieb uns allen in bester Erinnerung und machte unseren Besuch einzigartig.
Zum Abschluss des Tages gingen wir gemeinsam koreanisch essen, und die Atmosphäre war von echter Gemeinschaft geprägt. Leider konnte ich nicht alle persönlich treffen. Amgalan Baatar, Bat Shargal, Barchas und Bajrbat arbeiten momentan in Japan, und Bat Dorsch, der bei der Militär-Feuerwehr tätig ist, konnte keinen Urlaub nehmen. Mit Amgalan Baatar, Bat Shargal und Bat Dorsch konnte ich jedoch per Videochat in Kontakt treten. Es war schön, sie auf diesem Weg zu sehen und einen kleinen Einblick in ihr Leben zu bekommen.
Amgalan Baatar spricht Englisch, und da unser Gespräch nur kurz war, tauschten wir später noch einige Nachrichten aus. Er arbeitet in einer Lebensmittelfabrik, wo seine Aufgaben eine Mischung aus technischen Fähigkeiten, Liebe zum Detail und der strikten Einhaltung von Sicherheits- und Hygienestandards umfassen. Er erzählte auch von den ersten Kulturschocks, die er in Japan erlebt hat. Langfristig möchte er jedoch gerne in die Mongolei zurückkehren und sich dort selbstständig machen.
Bat Shargal, der ebenfalls fließend Englisch spricht, führte mich stolz durch seine kleine Einzimmerwohnung in Japan. Mit glänzenden Augen präsentierte er mir seine Kochutensilien, insbesondere ein hochwertiges Messerset, das er sich von seinem ersten Gehalt gekauft hatte. Es war deutlich zu sehen, wie wichtig ihm diese Anschaffungen sind. Stück für Stück erweitert er seine Sammlung, denn für einen Koch sind die eigenen Utensilien schließlich von entscheidender Bedeutung.
Mit Bat Dorsch habe ich mich mit Hilfe von Alten Such als Übersetzer unterhalten. Er erzählte mir, dass seine Arbeit zwar anstrengend ist, ihm aber dennoch Spaß macht. Er nimmt eine höhere Laufbahn im Militär ein.
Ich hoffe, ihr lieben Lesenden konntet durch diesen Bericht einen guten Eindruck von meiner Reise in die Mongolei und den Menschen, die ich dort getroffen habe, gewinnen. Es war toll, die Entwicklungen und Veränderungen in dem Leben der Kinder und jungen Erwachsenen zu sehen – von den Herausforderungen, die sie meistern, bis hin zu den Träumen und Hoffnungen, die sie für
die Zukunft haben.
Liebe Grüße,
Inche