Liebe Freunde und Bekannte,

da sind wir endlich wieder!
Im letzten Jahr ging es mal wieder rauf und runter, kaum war der neue Freundesbrief fertig, änderte sich wieder alles, so schreiben wir einen “Jahresbrief”.
Ihr habt jetzt eine Menge zu lesen.

Mitte Februar flogen wir, Horst, Kalla, Mirko und Inche, in die Mongolei zurück. Nach einem kleinen Umweg über Irkutzk (das Flugzeug konnte wegen Smog nicht in Ulaan Baatar landen) sind wir dann mit sechs Stunden Verspätung in Ulaan Baatar gelandet.
Bei uns in Schaar Hooloi sah es recht gut aus. Die Mitarbeiter waren noch alle da, wie auch unsere Familie Girle und Nassan mit den Kindern.
Wir haben uns schnell wieder eingelebt.

Unsere Hauptaufgabe bestand jetzt darin, das große Kinderhaus fertig zu bekommen, damit die Familie umziehen konnte.
Im März fand eine kleine Erweckung bei unseren Leuten und im Dorf statt, sodass sich neun Leute zu Jesus bekehrten. Um das geistliche Leben zu erhalten, sind wir dann jeden Sonntag mit 14 Erwachsenen und sieben Kinder nach Ulaan Baatar in den Gottesdienst gefahren. Unsere zwei Autos, die wir haben waren dabei hoffnungslos überladen.
Die ersten zwei Monate entwickelte sich alles sehr gut, doch dann kam eine dramatische Wende.
Wir stellten bei unseren Kindermitarbeitern Girle und Nassan gravierende Fehler fest, die wir durch Gespräche beheben wollten. Die ersten Warnzeichen bekamen wir, als sie sechs Tage nach Lohnzahlung um Vorschuss baten.
Wir stellten fest, dass das Verpflegungsgeld, welches für die Kinder bestimmt war, für andere Dinge verwendet wurde. Wir haben dann die finanzielle Verpflegung der Kinder selber übernommen.
Nach zwei Wochen eskalierte die ganze Situation, sodass die Familie mit den Kindern in die Stadt zurückzog.
In den nächsten Wochen kam dann auch viel Schlechtes raus, wie z.B.: In der Zeit, in welcher wir in Deutschland waren, erzählten sie im Dorf die Kinder müssten hungern und sie bräuchten Geld. So haben sie sich bei 15 Familien Geld geliehen, mit der Zusage, wenn Horst aus Deutschland zurück kommt, würde alles mit viel Zinsen zurückgezahlt werden. So hatten wir, bis sich alles klärte, viel Unruhe.

Für die drei angenommenen Kinder tat uns dieses alles sehr, sehr leid, da sie jetzt in eine ungewisse Zukunft gingen.
Die neunjährige Minde und die 13-jährige Hurle sind Halbgeschwister. Ca. eineinhalb Jahre nach Hurles Geburt ist ihre Mutter verstorben. Hurles Vater nahm sich dann eine neue Frau mit der er noch einige Kinder bekam. Aus Armut sind sie dann nach Ulaan Baatar gekommen, in der Hoffnung, dort ein besseres Leben zu finden.
In der Stadt wurde es noch schlimmer und sie wohnten als Familie auf der Straße. Der Vater musste öfter ins Gefängnis, sodass Hurle und Minde auch für die Versorgung der restlichen Familie zuständig waren. Hurle musste schon mit acht Jahren auf dem Holzmarkt LKW be- und abladen. Mit fünf Jahren musste auch die Halbschwester Minde Arbeiten gehen. Auf dem Holzmarkt sammelte sie Abfallholzstücke in Säcken auf. Boika, das dritte Kind, kam mit acht Monaten zu der Familie. Ihre Mutter ist noch sehr jung und lebt auf der Straße, wo ein Kind hinderlich ist.
Wir hätten die Kinder gerne gehalten, aber das wollten Girle und Nassan nicht. So warf ihre Entscheidung unsere Arbeit wieder ein Jahr zurück.

Das Landgenehmigungsverfahren, das uns noch fehlt, ging nicht voran. Das ist oft so nervig und man meint, im Kreisverkehr zu sein. Da fängt man bei einer Behörde an und nachdem man bei etlichen anderen Behörden war, landet man Monate später wieder bei der ersten, mit dem Resultat, keinen Schritt weiter gekommen zu sein.

Im Mai bekamen wir Kontakt mit koreanischen /mongolischen Mitarbeitern von JmeM. Sie wollten im September bis einschließlich März eine Jüngerschaftsschule starten, hatten aber noch keine Räumlichkeiten.
Horst dachte sofort an unsere Häuser, die im Winter leer stehen würden. Knut und Debora waren auch in der Mongolei, so konnten wir mit ihnen entscheiden, dass die Räumlichkeiten zum Selbstkostenpreis an die Schule vermietet würden.
Die verantwortlichen Mitarbeiter von JmeM waren einverstanden und so hatten wir im Juli viermal je eine Einsatztruppe bei uns. Die Schule läuft sehr gut und alle fühlen sich dort wohl.

Im Juni kamen die drei Kinder wieder, da Girle und Nassan sie nicht mehr ernähren konnten und sie ihnen eine Last waren.
Hurle und Minde nahm Njamaa in seine Familie auf. Boika kam in Bärlas Familie. Bärla ist eine Mitarbeiterin, die seit April 2000 bei uns arbeitet.

Anfang August flogen wir, Horst, Kalla, Mirko und Inche wieder nach Deutschland. Mirko muss ein Jahr in zurück seine Schulklasse um 2003 seinen Schulabschluss zu machen.
Im August hatten wir dann noch die Gelegenheit als Familie eine Woche mit dem Wohnwagen Urlaub an der Ostsee zu machen.
Im Oktober flog Horst für drei Wochen wieder in Mongolei, um mit den Mitarbeitern alles winterfest zumachen. Natürlich auch, um nach dem Rechten zu sehen.
Den drei Kindern ging es in den Familien sehr gut. Einen Tag vor Horsts Rückflug nach Deutschland hat der Vater von Hurle und Minde Kontakt zu unseren Mitarbeitern aufgenommen.
Er war aus dem Gefängnis entlassen worden und wollte seine Kinder sehen, was ja auch verständlich ist. Als er sah, dass es seinen Kindern sehr gut ging, hat er die beiden in seine Familie zurückgeholt . Als Horst bei ihnen zu Hause zu Besuch war, war er ganz entsetzt, denn so eine heruntergekommende Wohnung hatte er noch nie gesehen.
Der Vater war noch so frech und wollte eine schwache, kränkelnde Tochter gegen Hurle eintauschen. Wir hatten keine rechtlichen Mittel und so mussten wir Hurle und Minde leider ziehen lassen.
Da sie jetzt für die restliche Familie arbeiten müssen, ist ihr weiterer Weg sehr wahscheinlich schon vorprogrammiert…
Wir hatten Hurle und Minde in der Zeit, in der sie bei uns waren, eine Privatlehrerin besorgt, die sie nach einigen Monaten auf den normalen Schulstand brachten. Bei Minde hatten wir eine ärztliche Behandlung angefangen, welche sie sehr gut aufbaute, das wird nun alles zunichte gemacht. Dieses ist alles sehr traurig und es ist erschütternd zu sehen, wie den Eltern das Leben der Kinder völlig egal zu sein scheint.

Unser Auto in der Mongolei haben wir verkauft, da es die dauernde Belastung nicht mehr aushielt. Oft war der Geländewagen mit 14 Leuten besetzt, wenn wir zum Gottesdienst in die Stadt fuhren. Die Zeit in Deutschland hat Horst dann genutzt, um ein geeignetes Fahrzeug für den Transport vieler Menschen zu finden. Es sollte Allrad haben, eine einfache Technik, leicht zu reparieren, Ersatzteile muss man auch noch bekommen können und vor allen Dingen billig.
Wir hatten uns schon vorher erkundigt, was für ein Auto in Frage kommt und alle rieten uns zu einem Hauber Mercedes LKW der extra für solche Umstände gebaut worden ist. Wir wurden dann bei der Feuerwehr fündig und haben einen Allrad- Manschafts-gerätewagen Bj. 87, erst 18000 km gelaufen, gekauft. Mit diesem Wagen kann man 30-40 Leute transportieren. Da die Fahrt durch Russland zu kompliziert und gefährlich ist (vom Brandenburger Tor bis Ulaan Baatar 8446km), haben wir das Auto Anfang Dezember auf Rügen auf einen Eisenbahntransporter gestellt.

Am 3.Januar 2003 flog Horst für vier Wochen in die Mongolei, das Auto kam zeitgleich mit ihm an.
Seine erste Aufgabe war, das Auto aus dem Zoll und dann vom Eisenbahnwagon zu bekommen. Man muss nicht nur für das Auto Zoll bezahlen, sondern auch für die Transportkosten.
Durch Sibirien hat das Auto wegen dem Fahrtwind ca. 80° minus abbekommen und so war der Diesel total eingefroren. Selbst der Dieselverflüssiger für Temperaturen unter 25° minus war ein Eisklumpen. Der Dieselfilter sah aus wie ein Cola-Eis.
Das Auto nun angemeldet in der Mongolei und fährt sehr gut.

Horst musste noch einige Kulturverletzungen zwischen den Koreanern der Jüngerschaftsschule und unseren Leuten vom Kinderdorf regeln.
Ende März ist die Schule zu Ende, Horst wird zu diesem Zeitpunkt in der Mongolei sein.

Unser mongolischer Direktor, Sereeter, ist mit dem staatlichen Waisenhaus in Verbindung, um zu sehen, ob eine Zusammenarbeit mit ihnen möglich ist. Dadurch würde erreicht werden, dass Verwandte von aufgenommenen Kindern nicht einfach kommen können und uns die Kinder wegnehmen.

Bei der letzten Vereinssitzung wurde beschlossen, dass der Vereinssitz nach Lüdenscheid verlegt wird, ebenso das Hauptkonto.
Wer uns unterstützen möchte, hier die Konto Nummer:

Kinderhilfe Mongolei
Konto Nummer: 18010835 Blz.: 45850005
Sparkasse Lüdenscheid

Wir grüßen Euch herzlich
Horst, Kalla, Mirko und Inche