Die Berichterstattung über den strengen Winter und das damit verbundene Viehsterben fand sogar international Beachtung. Um Missverständnisse zu vermeiden, möchten wir jedoch einige Hintergrundinformationen vorab klären:
Im Herbst 1999 lag der Viehbestand in der Mongolei bei über 33 Millionen Tieren (Kamele, Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen). Im Vergleich zu den 18 Millionen Tieren im Jahr 1990 ist das eine nahezu doppelte Zunahme. Das Land ist jedoch stark überweidet, und jedes Viehsterben – so grausam es klingt – stellt letztlich eine Erleichterung dar. In Wahrheit hätte nicht nur 2 Millionen, sondern 10 Millionen Tiere verenden müssen, um der Natur eine tatsächliche Erholung zu ermöglichen.
Nach den Informationen, die uns vorliegen, können wir sagen, dass die Hirten auf dem Land vom Viehsterben nicht stark betroffen waren. Selten hat eine Familie so viel Vieh verloren, dass ihre Existenz gefährdet wäre. Besonders hart getroffen wurde jedoch die verarmte Stadtbevölkerung, da die Händler die Fleischpreise drastisch erhöhten.
Es gab zwar internationale Hilfsmaßnahmen, jedoch wurden diese oft missbraucht, indem Hilfsgüter auf den Märkten verkauft wurden. Reis und Mehl wurden glücklicherweise günstiger, was den Händlern, die ihre Waren regulär importierten, jedoch schadete. Auch die Hirtenfamilien erhielten finanzielle Unterstützung – etwa durch Mitarbeiter von Botschaften, die in ländliche Gebiete reisten und Geld verteilten. Doch wie so oft gingen die wirklich Bedürftigen leer aus. Leider führte dies dazu, dass die Hirtenfamilien ermutigt wurden, immer mehr Vieh zu halten, da für verendetes Vieh auch mehr Hilfe in Aussicht stand. Eine Unterstützung von Projekten, die den Viehbestand reduzieren und gesunde Zucht fördern würden, wäre deutlich hilfreicher gewesen.
Wir haben einmal einen Satz gehört, der die Problematik der Entwicklungshilfe gut beschreibt: „Die reichen Länder helfen den armen Ländern, damit die Reichen in den armen Ländern immer reicher werden.“ Das ist auch unser Eindruck, und in Gesprächen mit anderen Ausländern wurde uns dies bestätigt. Es scheint, dass die Durchführung von Entwicklungshilfe in den Industrieländern dringend überdacht und grundlegend verändert werden müsste.
Mitten in dieser schwierigen Lage fand im Juli die Parlamentswahl statt, die für sich spricht. Die ehemals kommunistische Partei, die 1996 abgewählt wurde, erlangte 72 der 76 Sitze im Parlament. Die restlichen 4 Sitze gingen an kleinere Parteien und einen unabhängigen Kandidaten. Die Demokratische Koalition, die die letzten 4 Jahre an der Macht war, ging leer aus. Diese Wahl gibt mehr über die letzten vier Jahre Aufschluss, als Worte es je könnten. Ob es nun gut oder schlecht ist, dass eine Partei so viel Macht gewonnen hat, bleibt dahingestellt. Auf jeden Fall ist für die kommenden vier Jahre eine stabile Regierung gesichert, nach einer Periode von drei verschiedenen Regierungen in einer einzigen Legislaturperiode seit 1996.
Wie sieht es in den Gemeinden aus? Die christliche Botschaft hat unserer Meinung nach in der Mongolei so sehr Fuß gefasst, dass sie nicht mehr zurückgedrängt werden kann, egal wie sich die politische Lage weiterentwickelt. In den Gemeinden sind auch Mitglieder der neuen Regierungspartei sowie anderer Parteien vertreten. Während der Wahlzeit musste man jedoch darauf achten, dass Diskussionen in der Gemeinde nicht zu Wahlkampfveranstaltungen wurden. Glücklicherweise liefert die Bibel genügend Weisheiten über das Verhältnis von Christen zur Regierung, sodass im Grunde keine Regierung etwas dagegen einwenden kann.