November 2009

Die Regeln und Gesetze in der Mongolei sind teils noch aus kommunistischer Zeit, vor allem aber das Kontrollsystem.
Jährlich, fast immer nach dem langen, harten Winter kommen 20-30 Leute, fast ausschließlich Frauen zur Kontrolle zu uns. Immer sind es zehn bis zwölf Prüfer, die Kollegen, Freunde oder Verwandte mitbringen, weil es bei uns, da es hier so Sitte ist, immer etwas gutes zu essen gibt. Auch weil wir wahrscheinlich eine interessante Organisation sind, die doch einiges anders macht als andere Heime, kommen immer so viele Personen mit zur Kontrolle.
Die „Kontrolleure“ kommen aber nicht um zu sehen, ob es den Kindern gut geht, sondern wirklich – Verzeihung – um den Fliegenschiss an den Wänden zu finden. Wir solten beispielsweise mal ein Fernsehzimmer UND ein Computerzimmer einrichten.
Meistens drohen sie auch mit einer Schließung des Ganzen. Sie hoffen, dass wir Schmiergeld zahlen, weil wir Ausländer sind. Dieses haben wir aber noch nie gemacht und werden es auch nicht in der Zukunft tun – das Geld dazu wäre sowieso nicht vorhanden. Aber, da wir gut sind und Arbeitsplätze sichern, haben wir bis jetzt immer geglaubt es währen leere Drohungen. Wie die Situation uns aber nun zeigt, sind einige Heime geschlossen worden.

Die Regierung möchte mit finanzieller ausländischer Hilfe ein neues Kinderheim für 500 Kinder bauen. Wie das funktionieren soll ist uns ein Rätsel.
Wir sind in mehreren staatlichen Heimen gewesen. Einige kleinere Heime waren recht ordentlich, aber die Atmosphäre war dort trotzdem sehr kalt und gar nicht herzlich. In einem anderen Heim, welches über vier Stockwerke verteilt ist, war es aber viel unangenehmer. Das Kinderheim wurde von Polizisten bewacht, wie ein Kindergefängnis.
Wir durften dort auch nicht in alle Räume, aber in den Räumen in denen wir waren, gab es keine Spielsachen, sondern höchstens mal ein paar Stofftiere in einem Regal an der Wand. Mit einem 13 oder 14-jährigen Jungen haben wir, mit selbstmitgebrachten Materialien, Figuren aus Papier gefaltet und geschnitten. Interaktion zwischen den „Erziehern“ und den Kindern scheint hier selten zu sein. Gefühlt waren die Erzieher keine Erzieher, sondern nur Aufpasser.

Hier müsste mal ein deutscher Fernsehsender drehen, aber auf die Genehmigung würde man wahrscheinlich „100 Jahre“ warten müssen.

Horst Beste