Liebe Freunde und Bekannte,

schon wieder nähern wir uns Weihnachten und das Jahr 2018 neigt sich dem Ende zu. 

Im Juni war Horst mit unsere Übersetzerin Munch in der Mongolei. Wie immer waren wieder einige schwierige Gespräche zu führen. Als erstes wurde die teure Stadtwohnung gekündigt und etwas außerhalb eine günstigere Wohnung gefunden. Zudem haben wir fast am Stadtrand eine kleine, schöne Wohnung für unsere achtzehnjährigen gefunden. Dort wohnen zur Zeit vier der Kinder, die Betreuerin wohnt in der Nähe. Die anderen Kinder sind noch unter der alten Betreuung.

Sormandal wohnt beispielsweise weiterhin in dem gewohnten Umfeld mit seinem vertrauten Mitbewohnern. Sie sind einfach seine Familie. Es geht einem immer wieder zu Herzen, wenn man sieht, wie sich die anderen Kinder um ihn kümmern, auch wenn sie ohne Betreuung unterwegs sind. Sor verliert, wie ihr vielleicht schon wisst, auf Grund seiner Erkrankung an Phthis bulbi immer mehr sein Augenlicht, weshalb er alleine hilflos wäre. 

Zu Otgon Zezeg möchten wir etwas ausführlicher berichten:

Sie kam 2003 mit ihrem Zwillingsbruder Otgon Bold zu uns. Wie uns erzählt wurde, wurden beide im Säuglingsalter auf dem Friedhof ausgesetzt. Laut Behörden Auskunft waren beide Eltern verstorben und sie Waisen. Die beiden entwickelten sich im Kreis der anderen Kinder in unserem Heim sehr gut. Ihr wisst bestimmt, dass 2014  die Mutter auftauchte und Otgon Zezeg und Otgon Bold mitnehmen wollte. Die zwei waren im nutzbringenden Alter. Sie konnten beispielsweise schon arbeiten und es gab noch Kindergeld von welchem die Mutter profitieren wollte. Unter Behördendruck mussten wir die Beiden ziehen lassen. Für die Geschwister war es ein Schock plötzlich mit einer alkoholkranken und pflegebedürftigen Mutter in einem Geer zusammen zu leben. Da wir die Zwei weiterhin finanziell unterstützen (Schule, Kleidung, Taschengeld), hat Otgon Bold die Schulausbildung abgeschlossen. Allerdings ist er des öfteren zu den anderen Kindern weggelaufen. Trotzdem hat er sich immer um seine Schwester gekümmert. Otgon Zegzegs Leben könnte man fast mit dem von Aschenputtel vergleichen. Wir mussten dies schmerzlich dulden, da die Behörden das Sorgerecht der Mutter übertrugen. 2017 erzählte die Mutter, dass ihr Mann die Kinder ausgesetzt hatte, weil sie total mittellos gewesen seien. An ihrem 18. Geburtstag im Juni ist Otgon Zegzeg bei „Nacht und Nebel“ nur mit ihrem Ausweis abgehauen. Sie ist in die angemietete Wohnung für unsere 18-jährigem zu ihren Bruder geflüchtet. Die Situation eskalierte dann als die angeblich ältere Schwester mit der Polizei anrückte um Otgon Zegzeg zurück zu holen. Aber da Otgon Zegzeg nun volljährig ist, mussten die nach einer hitzigen Diskussion wieder abziehen. Wir haben entschieden, dass Otgon Zegzeg nun ihre Schulausbildung beendet, weshalb sie jetzt in einer 370 km entfernten Stadt bei der Schwester unserer Übersetzerin wohnt.

Die Zeit die Horst im Juni mit den Kindern/Teenagern verbracht hat, war wieder sehr intensiv und schön. Freitags bis montags sind Horst, die Kinder und unsere Übersetzerin Munch nach Erdenet (370km) gefahren. So eine Fahrt dauert die ganze Nacht die man in Schlafabteilen verbringt, also: ein riesiges Highlight, vor allem da sich herausstellte, dass noch keiner je mit einem Zug gefahren ist. Angekommen in Erdenet sind dann alle zusammen mit einem Kleinbus in das Sommerhaus des Onkels von Munch gefahren, welches er uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. Horst und die Kinder haben dieses Wochenende mit Gesangwettbewerb, Kino, spielen und viel Essen verbracht. Sie hatten da auch viel Zeit für persönliche Gespräche. Bei diesen Gesprächen stellte sich beispielsweise heraus dass wir, Horst und Kalla, nach wie vor „Papa und Mama“ sind und die Kinder sehr an uns hängen.

Zurück in der Stadt berichtete unsere Mitarbeiterin, dass unser Kinderheim an erster Stelle von allen ca. 40 Waisenhäusern steht und, dass nur unseren Kindern ermöglicht wird zu studieren. 

Wir sind wirklich alle sehr stolz. Ohne Eure Hilfe der treuen Unterstützung über Jahre ist dies nur ermöglicht worden und wird dies auch nur weiterhin möglich sein! Alle Kinder brauchen noch Hilfe beim Erwachsenwerden.

Wir wünschen unseren Unterstützern, Begleitern und Betern in Dankbarkeit noch eine besinnliche Adventszeit, fröhliche Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr 2019!

Eure Horst und Kalla