Am Samstag, den 23. Oktober 2004, begann meine Reise um 9 Uhr am Hauptbahnhof Lüdenscheid. Dominik, Patrice, Nepomuk, Kalla und Inche winkten mir zum Abschied. In Hagen stieg ich um, um nach Düsseldorf zu gelangen, und um 13 Uhr hob mein Flug nach Moskau ab.

Das Flugzeug war modern und machte einen sehr neuen Eindruck. Die Sitze sahen aus wie Leder, waren aber vermutlich nur Imitate. Nach drei Stunden Flug und zwei Stunden Zeitverschiebung landeten wir um 18 Uhr in Moskau.

Um 20 Uhr stieg ich in eine Maschine aus älterem Baujahr um – später erfuhr ich, dass es sich um eine ehemalige Regierungsmaschine von Putin handelte. Der Flug begann normal, doch kurze Zeit später hörte ich zwei merkwürdige Geräusche am Flugzeugboden. Ich vermutete, dass das Fahrwerk nicht richtig eingefahren war. Eine Stewardess rannte mit einer auffälligen Gelassenheit nach hinten, was mich vermuten ließ, dass sie gleich ölverschmiert zurückkehren würde. Schließlich folgte eine Durchsage vom Piloten, deren einzig verständliche Botschaft war: „Problem“.

Obwohl wir bereits eine Stunde in der Luft waren, konnte man die Straßenbeleuchtung noch gut erkennen – das Flugzeug stieg nur langsam. Es befand sich in einer Schräglage nach hinten, weshalb die Stewardessen mit ihren Essenswägen Schwierigkeiten hatten, die Steigung zu überwinden. Ob das möglicherweise die Henkersmahlzeit war, wusste man nicht. Die Essensausgabe wurde abrupt abgebrochen, das Essen wieder eingesammelt, und alle bereiteten sich auf eine Landung vor. Der Trost war, dass wir noch die Lichter unter uns sahen, was bedeutete, dass wir nicht zu einer Notlandung in der Taiga flogen. Die meisten Passagiere schliefen, sodass keine Panik ausbrach. Mein bayerischer Nachbar saß jedoch verkrampft da, betete bis zur turbulenten Landung, und bekreuzigte sich, als die Räder den Boden berührten.

Um 24 Uhr landeten wir mit etwa 180 Fluggästen im Moskauer Transitbereich. Anstelle einer psychologischen Betreuung erhielten wir zwei Essensgutscheine, die noch eine Stunde lang gültig waren. Da nur noch eine Bar geöffnet war, konnten wir die Gutscheine lediglich für Bier oder Schokolade einlösen. Den Rest der Nacht verbrachten wir auf dem kalten Kachelfußboden des Flughafens, da die Heizung abgestellt war und wir nur unser Handgepäck hatten.

Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass unser Flug frühestens am Abend weiterging. Nach langem Hin und Her bestand eine Gruppe von uns (drei Deutsche, ein indischer Engländer, eine Norwegerin, ein Franzose mit seinem mongolischen Übersetzer, ein Spanier und zwei Schweden) darauf, ins Hotel zu gehen. Nach einiger Diskussion erhielten wir ein Tagesvisum für Moskau und machten uns auf den Weg. Im Hotel angekommen, wollten sie uns das Frühstück für 35$ berechnen. Nach einer halbstündigen Diskussion verzichteten sie jedoch darauf.

Den Nachmittag verbrachten wir damit, den Kreml zu besichtigen, und als wir abends ins Hotel zurückkehrten, erfuhr ich, dass der Flug immer noch nicht ging. Am nächsten Morgen gingen wir zum ÄROFLOTT-Schalter, um nach dem weiteren Ablauf zu fragen, doch uns wurde mitgeteilt, dass unsere Maschine bereits um 6 Uhr abgeflogen sei. Wir standen mit offenen Mündern da – im Hotel hatte man vergessen, uns zu wecken, weil man uns für einen Flug nach Frankfurt und nicht nach Ulaan Bataar eingegeben hatte.

Nach einer weiteren Stunde Diskussion wurden wir schließlich abends von der MIAT untergebracht. Doch als wir das Hotel verließen und zurück zum Flughafen wollten, ließen sie uns nicht wieder in den Innenbereich, da unsere Visa inzwischen abgelaufen waren. Wir mussten eine Strafe von 70$ bezahlen und hatten schließlich noch eine Stunde Wartezeit, bis wir endlich das Flughafengelände betraten. Inzwischen hatten die Verantwortlichen in Ulaan Bataar angefragt, da noch zehn Passagiere fehlten.

Der restliche Flug verlief dann ohne weitere Zwischenfälle, allerdings stellte sich beim Gepäckband in Ulaan Bataar heraus, dass unsere Koffer zurück nach Moskau geflogen waren. Zu allem Überfluss hörten wir, dass viele der Fluggäste, die mit der ÄROFLOTT-Maschine angekommen waren, völlig erschöpft und in Tränen aufgelöst waren – sie hatten schließlich zwei Tage im Flughafen verbracht.