Liebe Freunde und Bekannte,
Liebe Vereinsmitglieder und Betende,
es wird Zeit, dass wir uns wieder bei euch melden. Zunächst möchten wir uns herzlich für all eure Gebete und die Unterstützung bedanken.
Im letzten Brief berichteten wir von einigen größeren Herausforderungen. Inzwischen haben wir hier in der Mongolei einen ruhigeren Januar erlebt. Die schwierige Zeit ist spürbar vorbei und das Arbeitsklima, auch unter unseren Mitarbeitern, hat sich erheblich verbessert. Ein schöner Moment war, als wir ins Kinderhaus kamen und eine Mitarbeiterin mit drei Kindern auf dem Sofa ein Buch anschaute, eine andere mit zwei Kindern schmusste, eine ein Spiel spielte, und eine andere dabei half einer der Kinder – Boina – das Dreiradfahren zu lernen. Solche Szenen wiederholen sich mittlerweile immer öfter.
Boina wurde ja Ende 2002 an eine Pflegefamilie weitervermittelt bzw. eine ehemalige Mitarbeiterin wollte sie adoptieren. Am 17. Januar diesen Jahres kam Boina (Bujaan Delger) aber wieder zu uns. Die Pflegemutter berichtete, dass die Verwandtschaft ihres Mannes verlangte, das Kind müsse aufgrund des buddhistischen Glaubens weggegeben werden. Dieses Problem hatten wir schon einmal. Sie erklärte, dass ein Verwandter ein unordentliches Leben führe und dies angeblich auf das fremde Kind zurückzuführen sei, das bei der Familie lebt – seltsam, nachdem das Kind schon anderthalb Jahre dort war. Die Verwandtschaft übte also Druck aus, und die Familie fügte sich. Hier herrschen andere religiöse und kulturelle Normen, bei denen die älteren Familienmitglieder das Sagen haben und die jüngeren sich fügen müssen. Aus unserem christlichen Verständnis heraus fällt es uns schwer, das nachzuvollziehen, aber wir müssen es akzeptieren. Manchmal ist es einfach frustrierend! Wir haben die Situation schriftlich dokumentiert und Boina bleibt bei uns, solange es rechtlich möglich ist. Sie hat sich gut eingelebt und wurde von den anderen Kindern sofort aufgenommen. Seit dem 19. Januar suchen wir nach Boinas Mutter, da wir keine offiziellen Papiere über sie haben. Der Behördenweg ist sehr kompliziert, und es gibt viele Unklarheiten. Wir versuchen weiterhin, Verwandte und die leibliche Mutter zu finden, aber der bürokratische Aufwand ist enorm.
Das Wetter war angenehm, mit Temperaturen zwischen -9 und -15°C und ohne Wind. Bei diesen Bedingungen konnten wir oft mit den Kindern Schlitten fahren. Unsere Ausrüstung wuchs mit der Zeit, als uns eine Dorfbewohnerin Nara einen Schlitten lieh und Dawaajo weitere baute. Kalla hat inzwischen auch schon einige blaue Flecken – aber alle haben ihren Spaß. Die Kinder gehen gerne raus, und es ist ein niedlicher Anblick, wenn sie sich warm eingepackt in Winterkleidung aus dem Haus drängen.
Am 23. Januar erlebten wir eine große Bewahrung: Eine Mitarbeiterin fuhr mit zwei der Kinder im Auto, als die Kinder mit der Handbremse und dem Schalthebel spielten, was dazu führte, dass der Wagen sich in Bewegung setzte und rückwärts gegen einen Lkw sowie einen Geländewagen rollte. Zum Glück wurde niemand verletzt, obwohl erheblicher Schaden an den Fahrzeugen entstand. Horst scherzte schon: „Dann hättet ihr mich im Gefängnis besuchen können“, denn hier kann so etwas schnell zu ernsten Konsequenzen führen.
Gesundheitlich geht es allen gut. Kallas Ischiasbeschwerden haben endlich nachgelassen, nachdem sie monatelang Probleme bereiteten. Amgalan Baatar, der immer wieder mit Mittelohrentzündung zu tun hatte, hatte sich ein Stückchen Schaumgummi in die Nase gesteckt, sodass der Nasen-Ohrgang nicht richtig frei war. Das mußte erstmal rausgefunden werden, aber jetzt ist alles in Ordnung.
Unser Hauskreis läuft eher durchwachsen. Manchmal haben wir das Gefühl, dass die Menschen eher wegen uns als wegen ihres Glaubens kommen. Bitte betet, dass alle, die es ehrlich meinen, sich auch tatsächlich verändern, dass sie ihre Bibel lesen und Erkenntnis gewinnen.
Das war’s erstmal von uns. Wir danken euch für eure Gebete und Unterstützung und freuen uns über jede Nachricht von euch.
Liebe Grüße,
Kalla und Horst