Liebe Freunde und Bekannte,

es wird mal wieder Zeit für ein Update:

Wir haben ein ereignisreiches Jahr hinter uns. Das Schönste war, dass wir dank großzügiger Spenden von zwei unserer Pateneltern und einer bis dahin noch unbekannten Familie das nötige Geld für das Schulauto zusammenbekommen haben – und das noch vor Mai. So konnte ich, Horst, zusammen mit meinem guten Freund Dirk Wegner Mitte Mai in die Mongolei fliegen.

Bei -6°C und Schnee kamen wir an, nur wenige Tage später waren es 28°C und die Kinder planschten fröhlich im Bach. Doch zwei Tage danach verwandelte sich Ulaan Bataar in ein einziges Chaos aus Regenwasser und Schlamm, mit rund 10 cm Schnee. Die Berge waren nun weiß, und ein Geländewagen war wirklich notwendig, um wieder nach Hause zu kommen.

Unser Hauptziel war es, die Kinder in die richtige Schule zu bekommen. Zunächst wollten wir sie in eine staatliche Schule schicken, doch Ruth, eine deutsche Frau in der Mongolei, die seit 1992 mit 16 Kindern arbeitet, riet uns dringend davon ab. Sie erklärte, dass die Kinder dort aufgrund ihrer Herkunft immer gehänselt würden. Sie empfahl uns eine gute Privatschule und gab uns die Kontaktdaten der Direktorin. Schon am nächsten Tag kam diese zu uns, um die Kinder zu begutachten und zu testen. Zwei Tage später war der Vertrag unterschrieben, und alle zehn Kinder wurden aufgenommen. Mit einem Schlag mussten wir fast 3.000 Euro für das Schulgeld bezahlen – ein Betrag, den wir zwar nicht eingeplant hatten, aber glücklicherweise noch rechtzeitig vor dem 1. September begleichen konnten, was uns einen „Frühbucherrabatt“ verschaffte. Diese Ausgabe hat uns jedoch finanziell stark beansprucht.

Ein Lichtblick kam durch unsere Internetseite: Ein Mitarbeiter von „Südtiroler Ärzte für die Dritte Welt“ nahm Kontakt zu uns auf, um uns bei der Unterstützung kleiner Projekte zu helfen. Zwei Vertreter dieser Organisation wollten uns im Oktober besuchen, um unsere Arbeit vor Ort kennenzulernen. Auch eine Gruppe von sieben Frauen plante im Sommer, unsere Arbeit zu besuchen und eine Rundreise durch das Land zu machen. Diese „Feuerwehr“ ging auf Studienreise, um Spenden für unsere Kinderarbeit zu sammeln. Mit Njamaa als Reiseführer, Fahrer und Übersetzer klappte alles wunderbar, und die Frauen waren begeistert. Sie möchten sogar wiederkommen.

Dank Frank Vossen von „Wildberry Tours“ konnte ich im Mai und Oktober Flüge zu einem deutlich reduzierten Preis buchen, sodass ich zweimal in die Mongolei reisen konnte. Die zweieinhalb Wochen im Oktober waren erneut intensiv, da es einige ernste Probleme mit drei unserer Mitarbeiter zu lösen gab. Eigentlich wollte ich mich ganz auf den Besuch der Südtiroler Vertreter konzentrieren, doch auch das war wichtig. Die beiden waren sehr nett, halfen wo sie konnten und verbrachten viel Zeit mit den Kindern, was die Kinder sehr freute. Besonders lustig war es, als sie bei einem Ausflug plötzlich „Oh Tannenbaum“ sangen.

Leider mussten zwei unserer Kinder, Sormandal und Bajr Shargal, die Schule wieder verlassen. Bajr Shargal geht nun noch ein Jahr in den Dorfkindergarten, und Sormandal erhält zu Hause Privatunterricht, da bei ihm vermutlich ADHS diagnostiziert wurde. In der Schule konnte er nicht länger als drei Minuten auf dem Stuhl sitzen bleiben und störte dadurch den Unterricht. Seine Privatlehrerin ist die alte Dorflehrerin, die sich viel Mühe gibt, ihm Vormittagsunterricht zu geben und am Nachmittag die anderen acht Kinder bei den Hausaufgaben zu beaufsichtigen.

In den kommenden Monaten hoffen wir, dass es ruhiger läuft. Das Leben in der Mongolei wird leider immer teurer. Um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, müssen die Löhne angehoben werden, wobei die Bezahlung dort leistungsbezogen und nicht tariflich geregelt ist. Auch die Benzinpreise sind gestiegen: Der Diesel kostet jetzt umgerechnet 80 Cent, was im Vergleich zu den 30 Pfennig im Jahr 1998 eine enorme Steigerung darstellt. Steigen die Spritpreise, wird auch alles andere teurer – so zahlen wir mittlerweile fast doppelt so viel für Kohle wie im letzten Winter. Die Transportkosten sind daher mittlerweile sehr hoch…

Wir wünschen euch eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr.

 

Horst und Kalla